„Erlanger Hopespeech“ gegen Hass im Netz - Nächstenliebe

Heute erinnere ich an die Geschichte des barmherzigen Samariters. Jesus erzählt sie zum Thema Nächstenliebe:
Ein überfallener Mann, sehr verletzt. Zwei Theologen kommen auf dem Weg zum Tempel nach Jerusalem an dem Angegriffenen vorbei. Ihre Vorschriften - sie müssen rein bleiben - verbieten ihnen leider, ihm direkt zu helfen.
Dann kommt der Samaritaner. Kontakt mit dieser Volksgruppe war unerwünscht. Aber er hält an, macht eine Erstversorgung und bringt den Verletzten zu einer Herberge. Für die Pflege lässt er Geld da.
Anderes Thema: Vor einigen Wochen erschien in dieser Zeitung ein ausführlicher Artikel über die Situation von regionalen Politiker:innen, die von Beleidigungen bis hin zu Gewaltandrohungen alles erleben.  Sicher nur die Spitze des Eisberges. Es betrifft viele Menschen, die sich für eine vielfältige Gesellschaft einsetzen. Menschenverachtend, hasserfüllt, brutal in der Sprache. Verletzend für die Seele und ein Versuch, unser Miteinander und unsere Demokratie zu beschädigen. Menschen erlauben sich, anderen die Existenzrechte abzusprechen. Ziel ist, andere Meinungen zum Schweigen zu bringen. Mundtot, sagt unsere Sprache dazu. Viel wird als „Meinungsfreiheit“ raus gehauen: „Man wird doch noch sagen dürfen...“ Nein, darf man nicht. All das, was Menschen als Menschen angreift, abwertet, zerstören will, geht nicht! Themen kritisieren ja, Personen abwerten – Nein! Ganz einfache Regel.
Zurück zu der biblischen Geschichte: Diese Leute, die jemanden bedrohen, Hass ausdrücken und ihn angreifen, sind ähnlich wie die Räuber. Sie lauern auf und schlagen verbal nieder. Wenn wir sehen, dass einer geschlagen wird, oder am Boden liegt, und tun nichts, dann ist es unterlassene Hilfeleistung. Mit Gedanken wie „Was hat das denn mit uns zu tun“, „ich lese keine Kommentare“ oder „so was interessiert mich sowieso nicht“ gehen wir an den Angegriffenen vorüber. Unterlassene Hilfeleistung! Jeden Tag erleben Menschen digitale Gewalt und fühlen sich schutzlos. Und die meisten schauen weg. „Das geht mich doch gar nichts an“. Doch, es geht uns viel an. Denn der Hass macht etwas mit Betroffenen.
Das eine ist also, mehr Schutzstrukturen zu fordern. Das andere aber ist, die Betroffenen von Hass nicht alleine zu lassen. Jede Geste zählt, jedes Zeichen der Solidarität ist viel wert. Denn die Angegriffenen sagen, das stärkt am meisten: nicht alleine gelassen zu sein. Ähnlich einer Erstversorgung. Für Christ:innen gibt keinen Grund, vorbei zu gehen. Nächstenliebe sieht hin, wo Menschen leiden müssen, auch wenn es „nur“ verbaler Hass ist. Er kann lebensgefährlich werden. Walter Lübke 2019, der Tankstellenmitarbeiter in Idar-Oberstein 2022. 
Bleiben wir also stehen, und sehen uns in der Mitverantwortung!
Wir können uns gemeinsam aufmachen, uns zu informieren, eine AG „ Erlanger Hopespeech“ kann gegründet werden, Geld sammeln für die kleinen Initiativen, die sich bereits „gegen Hass im Netz“ wenden. Aber vorübergehen, oder wegschauen, dazu haben wir um unserer Nächsten willen nicht das Recht! Nicht vergessen: Liebe ist das genialste Mittel, den Sumpf von Hass auszutrocknen.
Ausdrücklich will ich heute jeder Person, die sich öffentlich engagiert, hier einfach mal Danke sagen.  Vielen Dank für alles Nachdenken, für die Zeit und für das Weitermachen!

Schreiben Sie mir gerne hierzu: susanne.gillmann@hugenottenkirche.de
www.hugenottenkirche.de
 

Susanne Gillmann
Bildrechte datcol-glasow-fotografie

Pfarrerin Susanne Gillmann

Evang. Reformierte Kirche Erlangen