„Die Maske fallen lassen“ wollen viele Menschen. Viele erhoffen sich das für den 20. März. Ob es sinnvoll ist oder nicht, das ist dabei noch lange nicht geklärt. Denn die Maske, der Mund-Nasen-Schutz hat doch in den letzten Monaten viele Menschen geschützt.
Ganz andere Masken lassen viele traditioneller Weise am Fastnachtsdienstag oder Aschermittwoch, wenn die Faschingszeit, der Karneval zu Ende ist, fallen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Ausgelassenheit erst einmal zu Ende ist – vorläufig für uns Christen.
Und dann gibt es noch die ganz anderen Masken, die wir äußerlich gar nicht sehen, die wir dennoch oft im Leben, unabhängig von Ansteckungsgefahren oder von Karneval tragen. Das sind die Masken des (An-)Scheins, wie jemand wirken will nach Außen, was jemand darstellen will, wie jemand auftreten will. Menschen geben oder verhalten sich anders, als sie wirklich sind.
Im Lukasevangelium, Kap. 6, Vers 41 ff, lesen wir, wie Jesus seinen Zuhörern vorhält, den Splitter im Auge des anderen zu sehen und entfernen zu wollen, den Balken aber im eigenen Auge nicht wahrzunehmen. Den Anschein also zu geben, selbst gerecht zu sein. Doch Jesus ermutigt, oder noch eindringlicher, er ermahnt erst einmal sich selbst wahr zu nehmen, die eigene Maske sich selbst gegenüber fallen zu lassen. Auch wenn die Wahrheit schwer ist und es weh tut. Auch wenn ich dadurch anscheinend schwach und klein dastehe.
Und dennoch dürfen wir uns eines gewiss sein, Gott nimmt mich an, so wie ich bin, ohne Maske, ohne Schein, in meiner ganzen Armut und Schwachheit. Und das Gute daran, jemand, der seine Maske fallen lässt, braucht nicht mehr die ganze Energie, die ganze Lebensenergie um den Schein zu wahren. Er oder sie kann die ganze Lebensenergie für göttliche Momente, für Beziehungen, für Begegnungen und für so manchen Splitter aufbringen und so Leben in einer ganz anderen Qualität erfahren. Im Christlichen sprechen wir von „Leben in Fülle“.
Ich wünsche uns allen mit Vernunft und gegenseitigen Respekt mit den äußeren Masken umzugehen, auch in den kommenden Wochen. Ich wünsche uns jedoch die Masken des Scheins ohne Angst abzulegen und so frei zu leben und Leben zu gestalten.
Helmut Hetzel,
Leitenden Pfarrer im Kath. Seelsorgebereich Aurach-Seebachgrund, stellv. Dekan
Pfarrer Helmut Hetzel
Leitenden Pfarrer im Kath. Seelsorgebereich Aurach-Seebachgrund, stellv. Dekan