Liebe Leserin, lieber Leser,
in den vergangenen Wochen der Passions- bzw. Fastenzeit haben in dieser Kolumne Leitungspersonen der sechs christlichen Gemeinschaften, die sich in Erlangen zur „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen“ zusammengeschlossen haben, Überlegungen zum Thema „Nachhaltigkeit“ in vielfältiger Perspektive formuliert. Der leitende Gedanke ist die Überzeugung, dass wir als Christen aufgefordert sind, uns verantwortlich für die Lebenswelt einzusetzen, die uns Gott als Lebenswelt geschenkt hat.
Dabei werden seine Geschöpfe keineswegs allein gelassen, um den Herausforderungen, die in jeder Generation neu sind, zu begegnen. Mit Beginn der Karwoche dürfen Christen den Blick auf Christus wenden, der in Leiden und Sterben exemplarisch die schweren Aspekte des Menschseins getragen hat. Gleichzeitig steht mit Blick auf die Auferstehung stets die Hoffnung vor Augen.
Oft genug gerät aus dem Blick, dass Menschen auf eine höhere Macht hin bezogen sind und dass sie schnell in Gefahr geraten, nicht zum Wohl, sondern zum Schaden ihres Umfeldes und ihrer Umwelt zu handeln. Könnte das auch eine Folge der falschen Auslegung des göttlichen Auftrags in der Schöpfungsgeschichte sein, sich die Erde untertan zu machen und über die Natur zu herrschen? Oder führt der allgemeine Fortschritt in Technik und Naturwissenschaften nicht zwangsläufig auf diesen Weg?
Auch der 8. Psalm im Alten Testament scheint jener Sicht zu huldigen, dass dem Menschen alles möglich sei - und vor allem, dass er alles dürfe, was machbar sei:
„Gott, du hast die Menschen wenig niedriger gemacht als Gott,
mit Ehre und Herrlichkeit hast du sie gekrönt.
Du hast sie zu Herrn gemacht über deiner Hände Werk,
alles hast du unter ihre Füße getan.“ (Psalm 8, 6-7)
Diese Sätze sind fast zweieinhalbtausend Jahre alt und beschreiben dennoch die aktuelle Situation gut, die durch Nutzung und Ausbeutung der Ressourcen gekennzeichnet ist. Dabei vergißt man jene himmlische Ermächtigung, die kurz zuvor genannt ist:
„Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk,
den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:
was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ (Psalm 8, 4-5)
Die Person, die diesen Psalm gedichtet hat, erkennt sehr wohl, dass die Macht über Welt und Leben, welche die menschliche Existenz auszeichnet, nicht eine aus eigener Kraft ist. Mit ihr hat Gott vielmehr den Menschen ausgerüstet, damit sie zum Guten eingesetzt wird. Es ist eine freie Gabe Gottes, des Schöpfers der Welten, an uns Menschen, dass wir diese fast gottgleichen Fähigkeiten besitzen.
Wir erhielten sie als Geschenk und als Aufgabe. Nicht um zu zu zerstören, sondern um aufzubauen. Nicht um zu schaden, sondern um zu nützen und zu helfen. Darin erkennen wir die nachhaltige Zusage Gottes für uns und unsere Welt. In Jesus Christus hat Gott ein Zeichen gesetzt, wie positive Zuwendung aussieht.
Ich wünsche Ihnen im Namen der ACK gesegnete Kar- und Ostertage!
Bleiben Sie behütet und gesund!
Pfr. Dr. Peter Baumann
Altstädter Kirchengemeinde
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Erlangen
Pfr. Dr. Peter Baumann
Altstädter Kirchengemeinde
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Erlangen