Inzwischen hängen ganz schön viele an unserem Christbaum. Manche sind schon fast so alt wie ich, andere sind ganz neu dazu gekommen. Sie sind alle etwa gleich groß und ähnlich geformt. Alle haben Flügel und denselben Gesichtsausdruck. Es sind kleine Engel aus dem Erzgebirge. Sie halten ein Musikinstrument oder ein Notenblatt. Zusammen bilden sie einen Chor mit Orchester. Engel machen Musik.
An Weihnachten verbinden wir mit Engeln Musik. Sie sind Boten Gottes. Sie verkünden den Hirten die gute Botschaft, dass Christus als ein Kind im Stall von Bethlehem zur Welt gekommen ist. Diese Botschaft ist so wunderbar: Gott wird Mensch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Engel dort nur gesprochen haben. Zuerst der eine Engel und dann ein gemeinsamer Sprechchor? Wie soll das geklungen haben? Da wären die Hirten nicht nach Bethlehem gegangen, sie wären davon gelaufen. Die Engel können ihre Begeisterung eigentlich nur mit Musik ausgedrückt haben. Wie auch immer das geklungen haben mag.
Das war vor mehr als 2000 Jahren. Und doch sind die Engel auch heute noch unter uns. Engel, die diese Botschaft wiedergeben, indem sie davon singen. In den Chören, in den Orchestern, in den zahlreichen Konzerten, die es in der Weihnachtszeit gibt. Alte Lieder erklingen, neue Melodien werden gesungen und auf den unterschiedlichsten Instrumenten begleitet. In dieser Jahreszeit können wir auch sehr alte Lieder gut hören und freuen uns über moderne Christmas-Songs.
Dass Weihnachten mit Menschen auch musikalisch etwas macht, habe ich schon als Kind erlebt. Mein Vater hat mit der Familie zusammen unter dem Christbaum Weihnachtslieder gesungen. Er hat sonst nie gesungen, nicht unter der Dusche, nicht in der Kirche – nie, nur an Weihnachten. So sehr hat ihn offenbar die Stimmung berührt, die Stimmung von Weihnachten.
„Weihnachten ist ein sehr weltliches Fest geworden“, hat neulich ein Freund zu mir gesagt. Ja, es sind viele Rentiere, Weihnachtsmänner und Schlitten auf den Straßen zu sehen. Die tauchen in der Bibel nicht auf, sie sind aber auch nicht schlimm. Weihnachten ist ja auch ein weltliches Fest. Weltlich in dem Sinn, dass Gott in die Welt gekommen ist. In die Welt, wie sie damals war, in die Welt, wie sie heute ist.
Und das gibt es dann schon auch: „Joy to the world, the Lord is come“ höre ich aus dem Lautsprecher eines Geschäfts in Erlangen. Ein Engelschor, der die Botschaft fröhlich weitergibt. Die Botschaft, dass Gott in diese Welt gekommen ist.
Ich weiß nicht, ob Sie eher Klassik, Rock, Pop oder Metal-Fan sind. In allen Musikrichtungen sind Engel zu Hause. Und ob die Engel alle richtig gesungen haben – wer weiß das schon?
Werden Sie doch selbst zum Engel beim fröhlichen Singen unterm Christbaum, in der Kirche, oder wo sonst es sich ergibt, indem Sie diese tolle Botschaft weitergeben: Gott wird Mensch.
Fröhliche Weihnacht wünscht Oliver Schürrle, Pfarrer in Herzogenaurach und Dekan Region West