Hat Gott einen Plan für mich?

Vor einigen Wochen habe ich einen Mann besucht, der schwer erkrankt ist. Er beeindruckt mich, denn er geht so entspannt er mit seiner Erkrankung um. Offen erzählt er von den Krankenhausaufenthalten, erzählt auch von den guten Zeiten. Er nimmt diese Erkrankung an. Durch seine Erzählung wurde so greifbar, dass es keine Entweder - Oder Lösungen in Fragen des Lebens gibt: Ist nur ein schmerzfreies Leben lebenswert? Was genau meint eigentlich gesund? Sein Leben mit der Erkrankung führte ihn zu mehr Leben.
Ist das nun Schicksal? Hat Gott einen Plan für ihn? Manchen kommen solche Deutungen in den Sinn, wenn sie mit so schweren Erkrankungen konfrontiert sind. Wenn überhaupt, dann würde ich sagen: Der Plan Gottes ist für ihn, dass er sich aufmacht, zu suchen, was dem Leben dient. Dem Leben mit Gott. Und weniger danach zu fragen, ob die Krankheit gottgewollt ist, oder ob er, um über das Leben nachzudenken, unbedingt eine Erkrankung braucht. Wenn es in der Bibel um das Schicksal und den Sinn des Lebens geht, dann sind das fast immer Situationen mit großen Krisen: Verfolgungen, Flut, Hungersnot, Feinde (modern gesagt Mobber). 
Und meist ist die Antwort, oder Erfahrung: Gott sieht hin. Er sieht Dich. Er lässt uns hier nicht alleine. Er sieht die Täter:innen. Aber greift nicht ein als der große Zampano, oder Marionettenspieler. Sondern Gott ist bei uns als der Herzensfreund, als Mit-Leidender. Es mag sein, dass Du Dich völlig alleine gelassen fühlst. Ich glaube, solche Not stehen wir nicht alleine durch. Gott ist mit Dir, mit uns. Das tröstet nicht alle, das ist mir klar. Ich aber hoffe: Ganz gleich, was passiert. Mein Kompass wird durch Gottes Hilfe ausgerichtet.                                                                                                                              

Szenenwechsel: Diese Woche nun ist das städtische Denkmal auf Zeit vor unserer Kirche aufgestellt worden, der graue Bus. Das Betondenkmal erinnert an die Krankentransporte in die Tötungsmaschinerie der NS-Zeit. Es erinnert daran, dass es immer genügend Menschen gibt, die Menschen nach  dem „Entweder – Oder“ kategorisieren und über sie urteilten. Entweder Du bist gesund – oder krank. Entweder Du bist Mensch nach unseren Maßstäben - oder für uns kein wertvoller Mensch. Entweder Du bist wie wir – oder wir können dich abwerten. Gewinnerin oder Verliererin. Solche Haltung ist der Startpunkt zur Hierarchisierung von Menschsein. Solches Denken widerspricht einem Leben vor Gott. Gott macht keinen Unterschied. Wir in unserer Vielfalt sind als seine Ebenbilder geschaffen. 
Gott fordert von uns: Suche Du nach dem, was dem Leben dient, handele nicht un-menschlich. Diene dem Leben. Es ist unsere eigene Freiheit, ob wir dem Leben dienen wollen, oder unseren Zerrbildern den Vorrang geben. Jederzeit können wir aufhören, lebensfeindlich zu denken und zu handeln. Und Gott um Hilfe bitten, dem Leben zu dienen. 

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