Wer für die Menschenwürde kämpft, für den kämpft Gott

In diesen Tagen begehen Christinnen und Christen das höchste Fest ihres Glaubens, das Osterfest. Sie gedenken des gewaltsamen Leidens und Sterbens Jesu von Nazareth. Und am Ende seines Todes steht die Auferstehung – die umfassende Wandlung der todbringenden Lebensumstände, die der christliche Glaube behauptet.
In diesem Jahr 2024 stellt sich die Frage: Was gibt es zu feiern angesichts der blutig-gewaltvollen Menschheitsgeschichte, die sich endlos weiter fortschreibt. Es scheint, dass wir es nicht anders schaffen als mit Hass und Gewalt. Die momentane Kriegs- und Klimakrise zeigt uns, wie weit wir entfernt sind von der Auferstehung und von der Erlösung dieser gewaltvollen Umstände. Was also gibt es Erhellendes zu sagen über Gott und über die Auferstehung im Jahr 2024? Was teilt uns Ostern mit in den multiplen Krisen, die wir so schnell nicht loswerden und mit denen wir leben lernen müssen?
Vielleicht gilt es zunächst ganz nüchtern zu sehen, dass die Geschichte vom Leiden, vom Tod und der Auferstehung Jesu keine Heldengeschichte ist. Sie hat kein Happy End. Aber genau darin liegt ihre Erlösung. Sie stellt uns allen die Frage: Auf welcher Seite stehen wir? In Situationen, in denen sinnloser Zorn, Feigheit, gedankenlose Trägheit den Ton angeben - wem folgen wir dann? Beziehen wir Standpunkte? Diese Infragestellung muten uns die Kartage zu. Sie entlarven unsere Feigheiten und relativieren uns in unseren Selbstgerechtigkeiten. Solche Infragestellung ist heilsam - durch und durch.
Jesus legt den Finger in die Wunden seiner Zeit und ist bereit, alles zu geben. Er bekommt dadurch die geballte Wucht der staatlichen und religiösen Autoritäten zu spüren, weil er ihr Unrecht, ihre Verlogenheit und Janusköpfigkeit offenlegt. Und weil er zeigt, wie anders es gehen könnte. Am Ende seines Lebens steht seine grausame Hinrichtung am Kreuz. Es soll niemand auf die Idee kommen, es ihm gleich zu tun mit der Gerechtigkeit und der Feindesliebe, mit der Unterstützung der Armen und der Solidarität mit den Frauen.
Jesus teilt damals das gleiche Schicksal wie so viele Menschen heute. Er wird Opfer blindwütiger Raserei wie all die Nawalnys dieser Welt. Wie die Frauen im Iran. Wie die Opfer der Hamas und die Menschen in der Ukraine und in Gaza. Und ich möchte an dieser Stelle auch die Menschen, die vielen Politiker*innen im Osten unseres Landes erwähnen, die sich in ihren Dörfern und Städten gegen die neuen Nazis stellen. All diese Geschichten, in denen Menschen aufstehen für die Freiheit und die Menschenrechte und deshalb bedroht und vernichtet werden, sind – theologisch gesprochen – Auferstehungsgeschichten. Ostern heute sagt uns daher: Wer für die Menschenwürde kämpft, der steht ein für Gott und für den kämpft Gott. Und wer Gott an der Seite hat, der kann gewiss sein: Sein Einsatz macht einen Unterschied in der Menschheitsgeschichte, er ist niemals vergeblich. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Osterfest.

Dr. Monika Tremel, Pastoralreferentin, geschäftsführende Leiterin der Offenen Tür Erlangen