Wenn sich die Geburt eines Kindes ankündigt, dann ist es höchste Zeit, sich als Eltern Gedanken über den Namen zu machen. Viele werdende Eltern haben sich schon lange damit beschäftigt, haben sich über die Bedeutung eines Namens im Internet informiert oder in der Familiengeschichte nachgeblättert und dann eine Entscheidung getroffen. Dabei kann der Klang eine besondere Rolle spielen oder es wird versucht, der Tradition in der Familie gerecht zu werden. Vielleicht soll auch der Namenspatron oder die Namenspatronin als Vorbild Orientierung und Hilfe sein für die Lebensgestaltung oder die Eltern sind von einem Menschen mit diesem Namen begeistert. Mit dem Namen drücken wir die Einmaligkeit eines Menschen aus. Mit unserem Namen werden wir angesprochen. Mit diesem identifizieren wir uns mehr und mehr im Lauf unseres Lebens.
„Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es.“ ( 1 Joh 3.1) So steht es in der Sonntagslesung der katholischen Kirche an diesem vierten Sonntag der Osterzeit.
„Wir heißen Kinder Gottes.“ Damit trifft der Autor des ersten Johannesbriefs eine ganz besondere Aussage. Er ist der festen Überzeugung, dass das Verhältnis von Gott und Menschen mit der Zusage der Kindschaft etwas Einmaliges und Wertvolles ausdrückt. Gegenüber Gott sind wir nicht Sklavinnen und Sklaven, die dem Befehl ihres Besitzers gehorchen müssen, wir sind nicht Arbeiter und Arbeiterinnen, die nach den Arbeitsvorschriften ihres Arbeitgebers handeln müssen, sondern wir sind Gottes Kinder. Wir sind von Beginn unseres Lebens einmalige Menschen, die von ihm geliebt und gewollt sind, so wie wir gerade sind. Diesen besonderen Wesenszug können wir nicht verlieren. Das unterstreicht der Verfasser mit dem Nachsatz: „Und wir sind es.“
Wir tragen nicht nur diesen besonderen Namen, sondern der Name „Kind Gottes“ prägt unser Leben in allen Dimensionen. Als Kind Gottes treten wir in die Fußspuren des Jesus von Nazareth, der sich selbst als ein solches Kind verstanden hat und der eine Botschaft von Gott brachte, den wir mit dem hebräischen „Abba“, das heißt Vater, ansprechen dürfen.
„Kind Gottes“ zu sein weist uns in die Zukunft, denn als Kind dürfen wir uns immer wieder frei entscheiden, wir dürfen noch wachsen und uns entwickeln. Wir dürfen im Sinne Jesu wachsen in unserem Einsatz für Gerechtigkeit und einem fairen Miteinander. Wir dürfen uns einsetzen für ein menschenfreundliches Klima in unserer Gesellschaft, in dem Menschen sich gemeinsam für eine gute Zukunft engagieren. Wir dürfen wachsen beim Einsatz für ein Weltklima, in dem auch künftige Generationen menschenwürdig leben können. Wir dürfen wachsen im heilvollen Umgang miteinander und im respektvollen Ringen um eine lebenswerte Zukunft.
Ich wünsche uns, dass wir diese Zusage aus dem Johannesbrief annehmen können und als Kinder Gottes in dem Bemühen um eine menschliche und gerechte Zukunft wachsen.
Thomas Matzick,
Pastoralreferent im katholischen Seelsorgebereich Aurach-Seebachgrund