Was bedeutet Freiheit?

Ende April endete das Pessachfest für jüdische Gläubige weltweit. Dieses Fest erinnert daran, dass Gott sein Volk aus der Sklaverei befreit hat, sie in der Not nicht vergaß. Das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern war auch ein Pessachmahl. Eine Erinnerung an die befreiende Kraft Gottes am Vorabend seines freiwilligen Todes. Es ist nicht verwunderlich, dass Ostern die Befreiung von all der Selbstbezogenheit ist, was uns von Gott abhält. Also, befreit von äußeren und inneren Unfreiheiten, welche menschenfeindlich sind.  Das nennen wir Sünde. Daraus können wir uns nicht alleine befreien. Selbst beim bestem Willen und mit besten Ideen nicht. 
Als ein Kerngedanke aus diesen Überlegungen halte ich fest: Gott befreit uns von den menschlichen Gefangenschaften. Dies bedeutet heute, dass wir nicht falschen Heilsversprechen hinterherlaufen sollen - als ob die Zukunft dann leichter wird. Und uns auch von dem Irrglauben frei machen, dass wir das Recht auf die gewohnten Vorteile haben. Nein, wenn, dann haben wir eine Pflicht, so zu leben, dass unsere Kindeskinder noch eine Zukunft haben.
Eine weitere Knebelung heute ist, dass gefordert wird, ständig Partei zu nehmen, Position zu beziehen. Gegensätze sind zwar oft spannend, aber selten wirklich weiterführend. Es ist jedoch ein Irrtum, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt. Nicht, wenn es um politische Lösungen geht, z.B. wenn wir über die Kriege nachdenken, die im Osten und im Nahen Osten toben. Sondern, freibleiben kann auch bedeuten, für eine dritte oder vierte Lösung einzutreten. Es mag nicht die erste Lösung sein, die in Betracht gezogen wird, jedoch könnte sie eine nachhaltigere oder eine völlig neue Perspektive eröffnen. Freiheit bedeutet, in jedem Menschen das Kind Gottes zu sehen und nicht eine Freund:in – Feind:in-Einordnung mitzumachen. Dazu gehört auch: Kein Mensch soll gefangen genommen werden. Und genauso heißt es, kein Kind soll im Krieg leben müssen. Dazu gehört auch, Unrecht muss benannt werden, ohne dass man deshalb alles 100% richtig findet, was die Betroffenen erleben und tun. 
Unsere Aufgabe als Christ:innen ist derzeit, den Raum für Freiheit zu bewahren – im Glauben, im Hoffen, im Beten, im Ermutigen. Wir können nach Friedenslösungen suchen. Weitermachen für die Sache der Menschenfreundlichkeit. Eine schnelle Parteinahme bringt nicht weiter, auch keine Polarisierung. Neue Lösungen finden sich nur, wenn unabhängiges Hoffen möglich bleibt.
Für unser eigenes Leben kann es heißen, dass wir uns nicht an Bildern festklammern müssen, von denen wir meinen, so hat es zu sein. Sondern, uns ist erlaubt, dass wir uns von manchen Normen frei machen können. Es gibt nur eine Norm, und diese Norm ist Gottes Wort.
Deshalb „mute“ ich uns allen nun den Monatsvers für den Mai zu: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.“ (1. Korintherbrief) Ist das nicht eine wunderbare Umschreibung, was Freiheit meint? Ich finde, Ja!
                                                                                                               Gerne können Sie mir schreiben: susanne.gillmann@hugenottenkirche.de
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