Geh aus mein Herz und suche Freud!!

– Gedanken zu einem Kirchenlied
Die Freude muss man suchen. Warten, bis sie kommt, hilft nicht. Geh raus. Triff Menschen, geh vor die Tür, greif zum Telefon oder zur Tastatur. Schreib einen Brief und bewege dich fort – egal ob mit den Füßen oder mit den Gedanken.
Die Freude muss man suchen. Mit offenen Augen, mit offenen Ohren und mit einem aufgeschlossenen Geist aus sich heraus gehen, das ist der Weg zu der Freude.
Jetzt, wo alles grünt und blüht, jetzt wo das Leben an allen Ecken und Enden pfeift, quakt, singt und summt, jetzt ist sie einfach zu finden, die Freude.
Aber halt. Ist das nicht zu einfach? Sind nicht Krankheit und Sorgen da, egal welche Jahreszeit ist? Ist nicht Krieg und Zerstörung an manchen Orten unserer Erde?
Ja. Das ist so. Und ja, das sollen wir nicht vergessen.
Nächstenliebe und Barmherzigkeit ist uns als Christinnen und Christen ins Stammbuch geschrieben. Da gehörten auch das Hinsehen und Hingehen, das Hinlangen und Helfen dazu.
Aber wie sollen wir da die Freude suchen und finden? Menschen in der ganzen Welt leiden. Und wir gehen hinaus und suchen die Freude? Ist das nicht Zeitverschwendung?
Nein. Das ist es nicht.
Der Motor für Nächstenliebe und Barmherzigkeit ist Hoffnung und Zuversicht. Auf der Suche nach der Freude in der Welt, ist an allen Ecken und Enden Hoffnung zu sehen. 
Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide. Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide!
Die Lerche, das Täublein, die Glucke, das Schwälblein, der schnelle Hirsch, das leichte Reh und die ganze Natur loben den Schöpfer durch ihre Lebensfreude und schiere Kraft ihrer Existenz.
Und mitten drinnen wir, wir Menschen als Teil der Schöpfung: Ich selber mag und kann nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinne; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen.
Lassen Sie sich die Sinne erwecken und erfreuen durch die Schönheit, die uns umgibt. Tanken Sie Kraft in der Natur und vergessen Sie nicht, dass auch Ihr Nächster Teil der Schöpfung Gottes ist: liebenswert und einzigartig, wie Sie selbst!
Dieser Sonntag heißt Trinitatis. Die Kirchen feiern die Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit, das unerklärbare Miteinander von Gott – mit sich selbst. Gott selbst ist Beziehungsgeschehen, es gehört zu ihm, wie mein, dein Name an der Tür. Geh aus mein Herz und suche Beziehung zur Schöpfung und damit auch Beziehung mit dem dreifaltigen Gott – und mit den vielen wunderbaren Menschen.
Pfarrerin Elisabeth Weichmann, Kirchengemeinde St. Kilian zu Kairlindach