In ihrem geistlichen Wort fragt Pfarrerin Karola Schürrle danach, was durch diese Zeit trägt.
Also mal ganz ehrlich. Ich hätte das vor einem Jahr nicht gedacht. Geglaubt habe ich es auch nicht. Dass das so lange dauern wird. Seit einem Jahr leben, planen, lachen und trauern wir jetzt unter Coronabedingungen. Wir haben uns daran gewöhnt.
Mal sehen wir auf die Vorteile von homeoffice, zumindest die, die so arbeiten. Andere haben ja gar keine Chance dazu. Eine Kita im homeoffice? Müllabfuhr im homeoffice? Undenkbar! Haare selbst schneiden im digitalen Kurs, lieber nicht! Kinder und Jugendliche sitzen 6 Stunden am Tag vor 20 schwarzen Kästchen, weil der Datenschutz den Blick ins digitale Klassenzimmer verbietet.
Wie lässt sich das alles und die Einsamkeit der Singles ertragen? „Ist halt so! Da kann man nichts machen, da müssen wir jetzt durch!“ Das ist zu wenig. Mir hilft, wenn ich eine Überzeugung im Herzen trage, die mich beides tun lässt: Ertragen und doch nicht resignieren.
Ein Jahr Coronakrise liegt schon hinter uns und wird sicher in die Verlängerung gehen. Was trägt mich da durch? Ich empfehle die Erfahrung anderer vor uns. Die des Mose zum Beispiel, der bekannt ist dafür, dass er durch harte Zeiten leiten konnte.
5 Mose 31:8
Der HERR aber, der selber vor euch hergeht, der wird mit dir sein und wird die Hand nicht abtun noch dich verlassen. Fürchte dich nicht und erschrick nicht!
Was dem Mose als Gruppenleiter der Israeliten galt, nehme ich dankbar auch für mich an. Ich bin froh, glauben zu können, dass einer vor mir hergeht, der mehr Erfahrung hat als ich in unguten Zeiten. Der mehr erlebt hat als ich. Ich lerne während Corona gerade sehr viel Neues. Ich bin froh, wenn mir in unsicheren Situationen einer sagt: ich bin dabei, ich verlasse dich nicht, was auch kommt und wie lange es noch dauert.
Mir tut es gut, wenn jemand sich meinen ganzen Jammer anhört. Dann kann ich wieder eine Weile warten. Es erleichtert, mich, wenn ich ihm andere anvertrauen kann, weil da sonst gerade niemand ist, der sie in den Arm nimmt. Von diesem einen hoffe ich, dass er einen Plan hat mit denen, die für ihr kleines Geschäft keinen Plan mehr haben.
Genauso wünsche ich auch denen, die mehr denn je zu tun haben und das noch unter sehr viel unangenehmeren Bedingungen, dass sie für sich selbst ab und an einen spirituellen Augenblick finden. Ich bete inständig darum, dass sich jetzt nirgendwo Streit um die Impfdosen einstellt.
So halte ich aus mit meinem Gott, mehr als Jahr bald und so bin ich immer noch mutig, andere Wege zu suchen für Nähe und um meine Arbeit zu tun. Und ich wünsche uns allen, es möge bitte nicht wie bei Mose 40 Jahre dauern!
Autorin/Autor:
Pfarrerin Karola Schürrle
Evang. Luth. Kirchengemeinde Herzogenaurach
30.01.2021 (Woche 04/21)