„Gott in deiner Müslischüssel“

„Denn Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Tim.1,7)

Nickis Sohn isst jeden Tag sein Müsli aus derselben Schüssel. Es ist die mit dem Löwenkopf, die er zu seinem 1. Geburtstag geschenkt bekommen hat. Dieses Ritual ist für ihn wichtig, es bedeutet für ihn Struktur, Sicherheit und Ordnung in seinem Leben. Vielleicht fällt ihnen auch so ein Ritual aus ihrem eigenen Leben ein? Die Lieblingstasse am Morgen, der Espresso am Mittag, der tägliche Spaziergang, das Powernapping in der Mittagspause, das Sport-Workout, der Spaziergang mit Freundin oder Freund, …
In den letzten Monaten wurden viele unserer liebgewonnenen, aber auch festgefahrenen Gewohnheiten ordentlich durcheinandergewirbelt. Und jetzt fehlen sie uns: die Beständigkeit und die Verlässlichkeit, sozusagen die eigene „Löwenschüssel“ am Morgen, die uns eine klare Linie vorgibt. Auch, wenn es sich an manchen Tagen so anfühlt, in unserem eigenen kleinen kontaktbeschränkten Zuhause, sind wir dennoch nicht allein. Der Glaube vereint uns, schützt uns, trägt uns. Das gilt vor, während und nach jeder Krise. Wir glauben, dass Gott immer da ist, auch wenn wir manchmal an seiner Gegenwart zweifeln angesichts so mancher Schicksale und Ereignisse. Er ist unser beständiger Begleiter, seine gute Nachricht kann uns tragen und führen. Gott steht an unserer Seite und geht mit uns durch Zeiten, in denen der Halt wegbricht, die Geduld und die Hoffnung strapaziert werden. Wir können und dürfen aus seiner Kraft und Liebe schöpfen. Vor allem, wenn wir selbst den Weg nicht sehen, unsere Akkus leer sind, Rituale, die sonst Kraft gegeben haben gerade nicht möglich sind, das „sich aufraffen“ jeden Tag schwerfällt.
Keiner muss Höchstleitungen erbringen oder so tun, als könnte alles so weiterlaufen wie bisher. Vergeuden wir nicht unsere Kraft damit, den Schein zu wahren, sondern akzeptieren wir, dass man nicht an jeder Krise und an jedem Problem wachsen kann oder muss. Manchmal reicht es auch, etwas einfach nur zu überstehen. 
Dazu kann ein Vers aus dem 2. Timotheusbrief 1,7 Mut machen. Dort heißt es: „Denn Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ In diesem Sinn: Suchen sie ihre Löwenschüssel! Entdecken sie, was ihnen gut tut und sie durchhalten lässt! Und seien sie offen dafür, genau darin Gottes Nähe und Kraft zu erfahren.

Nicole Freund und Martina Keller arbeiten als Bildungsreferentin bzw. Referentin für Glaubensbildung im Jugendamt der Erzdiözese Bamberg in der Fachstelle Erlangen, Mozartstr. 29.
Ihre Aufgabe ist es, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus den katholischen Seelsorgebereichen und den Jugendverbänden des BDKJ zu begleiten, zu unterstützen und mit ihnen und für sie geeignete Angebote zu entwickeln und anzubieten.

Nicole Freund und Martina Keller

Autorin/Autor:
Martina Keller, Dipl. Rel.päd (FH)
Referat Glaubensbildung in der Jugendpastoral Dekanate Erlangen, Fürth, SSB Pegnitztal Diözesankuratin PSG im Erzbistum Bamberg
13.03.2021 (Woche 10/21)