In diesen Tagen sehen wir viele Bilder, die uns unter die Haut gehen. Bilder, von denen man sich gerne abwendet, doch es sind realistische Zeugnisse dessen, was Menschen fähig sind, einander anzutun. Putins blindwütiges Morden, seine lupenreine Verachtung globaler zivilisatorischer Errungenschaften zerstört alles, nicht nur die alten Gewissheiten. Bei vielen wächst die Angst. Man könnte verrückt werden angesichts der Nachrichten. Es bringt nur nichts, sich verrückt zu machen.
Und dennoch: Trotz aller Abgründe, die sich auftun, gibt es in diesen Zeiten viel zu entdecken: Wer blinde Gefolgschaft leistet, wer seine Hände in Unschuld wäscht, wer sich durch Lügen hinters Licht führen lässt; und andererseits, wo Menschen über sich hinauswachsen, gastfreundschaftlich sind, Flüchtlinge aufnehmen und helfen. Die Solidarität so vieler Europäer*innen, und auch das Im-Land-Bleiben vieler ukrainischer Politiker*innen, die bereit sind, ihr Leben zu riskieren, ist ein Akt des Widerstands, der Mut macht. Ohne solch mutige Menschen entsteht eine gnadenlos hoffnungslose Situation.
In diesen Tagen gedenken Christinnen und Christen des Leidens und Sterbens Jesu in der Passion. Sie blicken auf einen geschundenen, von Gewalt entstellten Menschen. Sie führen sich vor Augen, dass Jesus das gleiche Schicksal durchlitten hat, wie so viele Menschen heute, deren Leben von rasender Wut und Hass zerstört wird. Und auch in der Passionsgeschichte rund um Jesu Leiden und Tod kann man entdecken, wie sich die Jünger verhalten: Judas verrät Jesus, Petrus verleugnet ihn und die anderen Jünger verlassen ihn. Aber es gibt auch welche, die mutig sind und dableiben: Simone von Cyrene, Maria, seine Mutter, Johannes, sein Freund und Lieblingsjünger.
Damals wie heute zeigt sich also: In Krisenzeiten, dann, wenn es um Leben und Tod geht, wird unser Mut geprüft. In diesen Zeiten erfahren wir, wer wir wirklich sind. Woran wir glauben. Wofür wir einstehen. Es zeigt sich, ob wir stark genug sind, die Ohnmacht auszuhalten und die Zeiten wirklich zu wenden. Wir Christinnen und Christen glauben daran, dass sich die Zeiten zum Guten hin wenden lassen – mit unserem Mut und mit Gottes Hilfe. Wir nennen dies Auferstehung.
Dr. Monika Tremel ist Pastoralreferentin und geschäftsführende Leiterin der Offenen Tür Erlangen: www.offene-tuer-erlangen.de
Pastoralreferentin Dr. Monika Tremel
Leiterin der Offenen Tür Erlangen