Gottes Geist öffnet das Herz und macht einen echten Dialog möglich.
Wie kann aus Verschlossenheit, Abschottung und Angst etwas anderes entstehen, als Feindschaft und Gewalt? Vor diesen Fragen stehen wir als Gesellschaft nach Corona mehr denn je. Denn in unserer Zeit zeigt sich etwas Paradoxes: obwohl wir derart noch nie miteinander vernetzt waren, erleben wir uns immer mehr voneinander getrennt. Diese Trennung wird von vielen aktuellen Strömungen vorangetrieben und verstärkt. Eine bestimmte Art von populistischer Politik nährt Spaltungen und Ängste. Misstrauen und Unterstellungen in den sozialen Medien nehmen uns regelrecht in Beschlag. Feindseligkeit zeigt sich in jener Gesinnung, die die Rechte von Menschen leugnet. Es beginnt schon damit, dass man den anderen in seiner Verschiedenartigkeit nicht akzeptieren will. Mit der eigenen Abschottung geht das Gefühl der Überlegenheit einher. Es führt dazu, die andere abzustempeln und sie auszuschließen. Aus spalterischen Ansichten werden Ideologien, Verdächtigungen und letztlich Verschwörungstheorien. Wohin führt uns diese überreizte und überhitzte Kultur? Gibt es etwas, das wir dagegen tun können? Ich finde, die Bibel hat dagegen eine höchst geistreiche Alternative parat. Und die zeigt sich in der Geschichte von Pfingsten. Dort wird berichtet, dass sich die Jünger*innen nach Jesu Tod aus Angst vor Verfolgung eingeschlossen haben. Da tritt Jesus in ihre Mitte und schenkt ihnen Mut und Vertrauen. Was bewirkt, dass sie heraustreten aus ihrer selbstgewählten Isolation und sich der Wirklichkeit stellen. Es hätte ja ganz anders kommen können. Sie hätten ja Rachepläne schmieden und Vergeltung üben können. Doch die Begegnung mit dem Auferstandenen verändert alles. Aus ängstlich-verschlossenen Menschen werden Menschen, die sich öffnen, die in Kontakt mit den Anderen gehen. Und in der Offenheit geschieht etwas Unvorhergesehenes: Einander wildfremde Menschen aus vielen Völkern hören sich in ihren Sprachen reden und können sich verständigen. Gottes Geist öffnet das Herz und macht einen echten Dialog möglich. Die Pfingstgeschichte sagt uns heute: der christliche Glaube ist kein irrationales Hirngespinst. Er ist eine Weltanschauung wie andere auch und doch ist er mehr: denn er erfasst Menschen in ihrer gesamten Person. Er glaubt daran, dass Menschen sich ändern können und dass es immer eine Alternative gibt für das Gute. Pfingstliche Menschen erkennt man daran, dass sie sich den Spaltungen der Gesellschaft nicht hingeben, sondern im Herzen brennen für eine geeinte Welt.
Autorin/Autor:
Dr. Monika Tremel
Pastoralreferentin und geschäftsführende Leiterin in der Offenen Tür Erlangen
22.05.2021 (Woche 20/21)