Johannisfeuer - Licht der Welt

Liebe Leserinnen und Leser,
vermutlich werden sie an diesem Wochenende wieder lodern an vielen Stellen um und vielleicht sogar in Erlangen - die Johannisfeuer. 
Eine eigenartige Faszination geht von ihnen aus, für Kinder und Erwachsene. Gemeinsam am Feuer sitzen, den Flammen zusehen, wie sie züngeln und in den klaren Abendhimmel hinauflodern - das lässt nicht nur die Herzen von Pfadfindern höherschlagen. Obwohl die Waldbrandgefahr durch ausbleibenden Regen sehr hoch ist und sich einige fragen, ob es denn in Zeiten des Klimawandels noch dran sei, „zur reinen Freude“ Holz abzubrennen, werden viele Holzstapel brennen. Die Feuer gehen auf vorchristliche Traditionen zurück, auf die Tage der Sommersonnenwende, den längsten Tag im Sommer, der korrespondiert mit der Wintersonnenwende um Weihnachten herum. Seit dem 4. Jahrhundert wurde der Johannitag, der an Johannes den Täufer als Vorgänger und Wegbereiter Jesu erinnert, an diesem Tag begangen. Johannes hat Jesus im Jordan getauft und Jesus hat sich wohl einige Zeit zu seinen Jüngern gezählt und zumindest Kontakt gepflegt zu dieser Gruppierung. Nach dem Evangelisten Markus ist er beschrieben als Prediger in der Wüste, der großen Zulauf hatte, gekleidet in Kamelhaarmantel mit ledernem Gürtel, der sich von Heuschrecken und Honig ernährte, wohl eher ein „Aussteiger-Typ“.  Er hat als Asket Reformen angemahnt, sich abgesetzt vom etablierten Tempelkult in Jerusalem: „Tut Buße, ändert euch, denkt um!“ Die Taufe im Fluss Jordan als sichtbares Zeichen für alle Nachfolgenden vollzog den Neubeginn. Im Johannesevangelium wird Johannes der Täufer so gezeichnet, dass er zurücktritt und die Aufmerksamkeit auf Jesus als Messias richten möchte: “Er (Jesus) muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ Er selbst wird zu einem Vorboten, der auf eine wichtigere Person nach ihm aufmerksam macht.

Daher scheint der Gedenktag auch sehr passend an einem Tag, an dem die Tage beginnen, wieder kürzer zu werden. Die zunehmende und die abnehmende Zeit, der Wechsel von Tag und Nacht, der sich langsam wieder verschiebt, wird eingeläutet. Viele Entrechtete und Deklassierte sind Johannes dem Täufer gefolgt. Daher wurde seine Bewegung wohl auch als eine politische verstanden, die Unruhe stiftete und Johannes wurde von Herodes Antipas hingerichtet. In späteren Jahrhunderten wurde Johannes in der Kunst gerne dargestellt mit einem überlangen Zeigefinger, der über sich hinaus auf eine andere Person hinwies, auf einen, der nach ihm kommen sollte, auf Jesus von Nazareth. Das Auftreten des Täufers, seine Verkündigung, die Struktur seiner Hörerschaft, sein Ende – dies alles zeigt Parallelen zur christlichen Verkündigung auf.

So korrespondieren Weihnachten und Johanni, der 24. Dezember und der 24.Juni, Johannes der Täufer und Jesus von Nazareth. Wir Menschen erfreuen uns an den langen, lichten Nächten und an den Lichtern und Kerzen, die in der dunkelsten Jahreszeit Licht in unsere Welt bringen. Manche Menschen vermögen zu sagen, dass durch die Beschäftigung mit den Lehren, Impulsen und Weisungen Jesu für sie persönlich Licht in die Welt gekommen ist. Dass er der ist, der ihnen als „Licht der Welt“ Hoffnung gibt und an eine gelingende Zukunft glauben lässt. Dass er die Kraft ist, die sie Feuer und Flamme sein lässt, sich für andere einzusetzen. Vielleicht ist eine der Johannifeste ja auch ein guter Ort, um am Feuer darüber nachzudenken. 

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen 
Pfarrerin Stefanie Grasruck
 

Stefanie Grasruck
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Pfarrerin Stefanie Grasruck
Evang. KGM - St. Anna Eckental-Forth