Tauch mal ab!

Raus aus dem alltäglichen Wahnsinn einer verrückten Welt

Haben sie als Kind vielleicht auch so gerne Höhlen gebaut wie wir? Unter dem Schreibtisch, der Treppe, am Dachboden, im Garten oder Wald? In unserer Höhle sind wir dann abgetaucht. Haben es uns mit Decken und Kissen, Bibi Blocksberg Kassetten, Keksen und Trinken gemütlich gemacht und die Welt um uns herum vergessen.

Was wir damals als Kinder ganz selbstverständlich und von allen toleriert ausgelebt haben, entdecken momentan manche Erwachsene wieder neu. Vor Kurzem haben wir genau zu dem Thema einen Artikel in einer Zeitschrift gefunden. Eine Journalistin erzählt im Magazin „Flow“, dass sie gerne mal aus dem normalen Alltag abtaucht, wenn sie die Weltlage bedrückt oder der Alltag an ihr zerrt. Sie schaltet ihr Handy aus, macht sich unsichtbar, träumt sich fort, sucht sich einen geheimen Ort in der Natur. Diese Atempause regt ihre Fantasie und Originalität an und sie kann dem Alltag mit neuer Perspektive und Energie begegnen.

Manche mögen so ein Verhalten Flucht vor der Realität nennen. Vielleicht ist es aber auch eine gesunde Form der Seelenpflege in herausfordernden Zeiten. Und das Abtauchen aus dem Alltag orientiert sich auch an Jesus.
Jesus taucht immer mal wieder ab. Er baut keine Höhle – er hat ein anderes Rezept. Gleich im ersten Kapitel des Evangeliums nach Markus geht Jesus früh am Morgen, als alle noch schlafen, an einen einsamen Ort, um zu beten. Jesus taucht ein in Gottes Nähe. Im Gespräch mit Gott findet er vielleicht auch Abstand von allem, was so um ihn herum los ist, was ihn beschäftigt, freut und nervt, was ihn sorgt. Das kann auch ein Impuls für uns sein: Abtauchen in Gottes Gegenwart. Sie ist immer und überall verfügbar, nie ausgebucht, ich brauche nicht vorreservieren, kann es mir spontan überlegen und es immer wieder ausprobieren. Vielleicht tut mir dieses Abtauchen an einem Tag gut. Kann sein, dass ich an einem anderen Tag keine Worte mit Gott wechseln will oder kann, keinen Draht zu ihm finde. Dann ist es eventuell der Spaziergang durch den Wald, ohne Handy und ganz allein, der mir guttut. Oder eine Folge meiner Lieblingsserie, die mich in eine andere Welt abtauchen lässt und mich erfreut. Oder ich lasse die Füße in einem See baumeln, tauche im Freibad und lausche, was ich unter Wasser höre.

Wir Zwei können uns jedenfalls vorstellen, dass Jesus am Ufer des See Gennesaret sitzt, als er seine Ruhe haben will. Vielleicht lässt er Steine übers Wasser springen, macht Wassertreten und unterhält sich dabei mit Gott.

In diesem Sinne wünschen wir ihnen Mut mal abzutauchen und dadurch Kraft zu tanken für unsere verrückte Welt, in der es nicht nur im Sommer doch auch so viel Schönes zu entdecken und erleben gibt.

Martina Keller und Nicole Freund