Wasser und Schlamm schieben sich durch wunderschöne romantische Dörfer, Hitzewellen und Waldbrände verwüsten ganze Landstriche und dann der Klimabericht, der uns solche Katastrophen auch für die Zukunft bestätigt.
In letzter Zeit wurde ich häufig gefragt „Und was sagen Sie als Pfarrer dazu?“
Manchmal war diese Frage etwas spöttisch gestellt, oft aber auch ein Zeichen der Ohnmacht!
Mir ist dabei eine biblische Erzählung aus dem Alten Testament „Noah und die Sintflut“ eingefallen. Wer diese Texte durchliest wird schnell bemerken, dass neben den Wassermassen noch ganz andere Bilder die Erzählung bestimmen. Wenn Kinder sich daran erinnern, erzählen sie von der Arche, auf der Noah und seine Familie und die Tiere gerettet werden. Und nicht nur Kinder malen als Zeichen der Hoffnung die Friedenstaube mit dem grünen Zweig im Schnabel oder einen prächtigen Regenbogen als Symbol für den Bund zwischen Gott und seiner Schöpfung.
Auch in vielen anderen Kulturen und Religionen werden solche Flut-Geschichten überliefert. So sehr dabei von Verwüstung und Bedrohung gesprochen wird, so sehr sind es Geschichten vom Leben.
Im Bild des Regenbogens verpflichtet sich Gott nie wieder alles Leben in Frage zu stellen. Es ist sein Versprechen, die Schöpfung zu erhalten.
Dabei ist Schöpfung nicht etwas neben oder außerhalb des Menschen. Menschen tragen Verantwortung. Sie gehören hinein in den großen Zusammenhang alles Geschaffenen. Die Natur mit Pflanzen und Tieren, ja der ganze Kosmos mit seinen Sternen und dem Weltall sind ineinander verwoben und voneinander abhängig … all das gehört zur Schöpfung Gottes.
Nun hat es Waldbrände und Überschwemmungen schon immer gegeben, aber zugenommen haben ihre Häufigkeit, ihre Extreme und dramatischen Zerstörungen.
Wer die Blumen liebt sowie Bienen und Schmetterlinge, wer gerne den Sternenhimmel betrachtet, die frische Luft im Bayerischen Wald oder an der Ostsee genießt oder in einem unserer Seen noch gerne badet … der kann nicht mehr achselzuckend hinnehmen, wenn diese Schöpfung dauernd verletzt und von Katastrophen heimgesucht wird.
Wir haben genügend Warnungen und Informationen, wie wir manches verhindern oder rückgängig machen können.
Allerdingst ist die Rede, dass Menschen das Klima retten müssen zu einseitig.
In Wirklichkeit muss die Menschheit sich selber retten. Und dafür sollten wir all unser Wissen, technisches Können und unseren Erfindergeist nutzen.
Wenn wir das tun ist unser Vertrauen auf einen Gott gerechtfertigt, der seiner Schöpfung seine Zustimmung und Liebe zugesagt hat. Es ist ja der gleiche Gott, der uns unseren Verstand, unsere Neugier und das Bewusstsein gegeben hat, dass nicht alles bleiben muss wie es ist.
Wenn ich mir angesichts mancher Katastrophen einrede, „hier bei uns wird es schon nicht so schlimm“, ist das ein Trugschluss. Es sei denn wir haben noch den Mut und das Vertrauen, der Verheißung Gottes zu glauben „Ich werde nie mehr alles Leben vernichten“!
Die Chance haben wir.
Wir brauchen dazu nur aus mancher Bequemlichkeit unseres Lebens aussteigen; uns an eine gesunde Ernährung gewöhnen; manche politische Feigheit aufdecken und ökonomische Dummheit rückgängig machen. Möglichkeiten hat jede und jeder von uns.
Wir schaffen es, wenn wir auf einen weit verbreiteten Fatalismus und eine entsprechende Trägheit antworten mit Weitblick und Nüchternheit; dem Mut, bei uns selbst anzufangen und dem unbedingten Willen, die Hoffnung auf unsere Zukunft nicht aufzugeben.
Autorin/Autor:
Pater Richard Winter O.Carm.
Katholische Kirchengemeinde Heilig Kreuz
14.08.2021 (Woche 32/21)