Endlich wieder Urlaubszeit. Und vor allem: endlich wieder die Möglichkeit zu verreisen. Wie schön, das Gefühl zu erleben -bei aller gebotenen Vorsicht in diesen Zeiten- in anderen Regionen, anderen Ländern wieder willkommen zu sein.
Und auch wir selbst können wieder Gäste beherbergen. Die Ferienwohnungen in der Region dürfen wieder vermietet werden oder die eigene Familie aus dem Ausland kann endlich wieder zu Besuch kommen- wie bei mir zu Hause in diesen Tagen.
Es tut uns gut, Gast zu sein aber eben auch Gastgeber.
Ich erlebe das nicht nur im Urlaub, sondern auch im Berufsleben. Denn da begleite ich Menschen im Hospiz.
Hospiz kommt vom lateinischen Wort "hospitium" und bedeutet Gastfreundschaft, Bewirtung, gastliche Herberge. Die ersten Hospize entstanden im Mittelalter, als christliche Hospitalorden Reisenden eine Herberge gewährten. Die Hospize stärkten sie für die Weiterreise, nahmen sich aber auch Kranker und Sterbender an.
Diese Hospizidee ist im Laufe der Zeit vielfach weiterentwickelt worden. Heutige Hospize begleiten ambulant und stationär schwerstkranke Menschen und ihre Familien multiprofessionell durch Haupt- und Ehrenamtliche. Aber bis heute heißen die Bewohner einer Hospizstation „Gäste“. Sie sind willkommen und wertgeschätzt so wie sie sind. Sie selbst – auch wenn sie unheilbar krank und in manchen Dingen eingeschränkt sind- bestimmen, wie sie die letzte Lebenszeit bei uns verbringen möchten. Frei nach dem Motto, das Cicely Saunders, der großen Dame der modernen Hospizbewegung zugeschrieben wird: „Nicht dem Leben mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben“.
Und so dürfen wir im Hospiz unsere Gäste nicht nur bewirten, sondern persönlich begleiten und ihnen dabei helfen, jeden Tag so lebenswert wie möglich zu gestalten. Da leistet das gesamte Team viel und engagiert sich hingebungsvoll. Alle hier geben gerne und selbstverständlich etwas von sich für andere. Und doch sind wir nicht selten selbst die Beschenkten.
Wir werden mit hineingenommen in bewegende Lebensgeschichten, bekommen großes Vertrauen entgegengebracht, dürfen aus der wertvollen Erfahrung unserer Gäste lernen. Und manchmal bringt uns einer unserer schwerkranken Gäste sanft bei, was Humor, Dankbarkeit, Hoffnung oder Glaube heißt.
Spätestens dann weiß ich wieder, wie Recht schon der Verfasser des biblischen Hebräerbriefs hat, wenn er uns rät:
„Vergesst die Gastfreundschaft nicht, denn auf diese Weise haben manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen“.
Ich wünsche Ihnen in diesem Sommer auf Ihren Reisen viele schöne Erlebnisse als Gäste und lassen Sie es sich in ihrem Leben nicht entgehen, selbst gastfreundlich zu sein……
Pfarrerin Cordula von Erffa
Autorin/Autor:
Pfarrerin Cordula von Erffa
21.08.2021 (Woche 33/21)