Sehen, Urteilen, Handeln für jeden angesichts der Klimakrise

Die Überwindung der Krise liegt im Detail

Wenn ich Auto fahre, höre ich gerne Wissenssendungen aus dem Radio. Ich lade mir die Dateien aus den Internetseiten des Bayrischen Rundfunks oder Südwestfunks herunter, so dass ich sie im Auto unabhängig von der Sendezeit hören kann. Öffentlicher Rundfunk und Fernsehen vermitteln uns erstaunlich vielfältige, fundierte Informationen. 
Mir ist durch diese Sendungen etwas Wichtiges über die momentan größte Herausforderung der Menschheit klar geworden. Es gibt viele Wissenschaftler, Unternehmen und Bewegungen, die mit Kreativität, Elan und Ausdauer neue nachhaltige Wege gehen. Aber entscheidend ist: Viele Verbraucher müssen sich informieren und ihr Wissen in verändertes Handeln umsetzen. 
Durch die SWR Sendung „Soziales Unternehmertum – Profit ist nicht alles“ lerne ich Veja kennen. Das Unternehmen stellt Sneakers her, und zwar nachhaltig: der Schuh wird z. B. aus recycelten Plastikflaschen, Reisabfall, Jute, Biobaumwolle und Latex aus Naturkautschuk hergestellt. Ebenso sozial: alle Arbeiter in der Lieferkette bekommen gute Löhne und gesunde Arbeitsbedingungen. Ein Veja-Schuh kostet in der Herstellung das Dreifache als ein Schuh der bekannten großen Firmen. Dafür verzichtet die Firma auf Marketing. So kostet der Veja-Schuh nicht mehr als andere Sneakers.
Oder in der Sendung plan b des ZDF entdecke ich den Smartphone-Hersteller Shiftphone. Ein übliches Handy ist verklebt und hält ca. 2-3 Jahre. Ein kaputtes Einzelteil kann nur schwer ersetzt werden. Handys von Shiftphone müssen nicht auf dem Müll landen. Während die meisten Smartphones in Deutschland alle zwei Jahre ausgetauscht werden, garantiert Shiftphone für ihre Geräte eine sehr lange Nutzungsdauer von bis zu zehn Jahren. Zusätzlich bauen sie ihre Smartphones aus kleinen Bausteinen zusammen. Defekte Einzelkomponenten können sehr leicht ausgetauscht werden. Das kann sogar der Kunde selbst machen. 
Nur wenn wir Verbraucher uns bewusst informieren, können wir nachhaltige und soziale Unternehmen unterstützen, indem wir bei ihnen einkaufen. 
Das Gleiche gilt für uns als Bürger. Ein Beispiel die Sendung „Solarenergie – besser als Windkraft“. Wir haben in Deutschland ein Problem: Es wird immer schwieriger, Windräder zu bauen. Ebenso ist es schwer, große Stromtrassen durch ganz Deutschland zu verlegen. Aber wir haben Alternativen: Wir können Photovoltaikanlagen über Erdbeerfelder und andere Obstplantagen errichten. Das schützt die Felder vor Hagel und vermeidet bei heißen Sommern das Austrocknen der Böden. Oder Biotop-Solarparks: Sie fördern die Artenvielfalt und liefern günstigen Strom, siehe erfolgreiche Projekte im Spreewald. Aber auch in den Städten könnten wir große Flächen an Photovoltaik errichten. Warum nicht auf den Dächern der Supermärkte oder als Schattenspender über großen Parkplätzen? Wenn 4 % der Agrarflächen in Deutschland mit Photovoltaik bestückt wären, könnte der ganze Strombedarf von Deutschland gedeckt werden! Wenn jede Kommune ein Quadratkilometer Photovoltaik aufstellen würde, könnte der gesamte Energiebedarf in Deutschland geliefert werden. Wir Bürger können nun die Kandidaten für die Bundestagswahlen auf diese Lösungswege ansprechen!
Die christliche Arbeiterjugend lernte von ihrem Gründer Kardinal Cardijn die Schritte: Sehen – Urteilen – Handeln. Oder auch: Informieren – Entscheiden – Handeln. Das braucht es viele Schritte im Detail auf allen Ebenen, um die Klimakrise zu bewältigen und jeder kann seinen Beitrag leisten!
 

kath. Dekan Dr. Michael Pflaum
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Autorin/Autor:
Dekan Dr. Michael Pflaum
Kath. Dekanat Erlangen
28.08.2021 (Woche 34/21)