Alles Heilige hoch halten und feiern

Allerheiligen HOCHFEST

1. November, es regnet. Dennoch:  viele von uns zieht es raus -ins nasse Novembergrau: zum Friedhof. Dorthin, wo unsere Liebsten in Mutter Erde ruhen. Ein HOF von Schmerz und Frieden. Meine Mama geht täglich zum Friedhof, auch zweimal, wenn ihr Herz so wund ist an dem Tag. Am Wochenende habe ich sie begleitet. Schon auf dem Weg dorthin spüre ich bei ihr: Die Aussicht, ihm nahe zu sein lässt sie ruhiger werden. Das Graben, Pflanzen in der Erde tröstet . Sie ist ganz da bei ihm, den sie bei Gott weiß. Es ist diese NÄHE, die sie HEIL WERDEN lässt. Ganz in Verbindung DA SEIN, präsent : mit ihm, mit Gott, den Heiligen. Mit Liebe und Dank erfüllt, aufgerichtet, geht sie, um ganz bald wiederzukommen!
Am Allerheiligenfest kommen wir alle, Kinder des Heiligen Gottes zusammen auf den Friedhof .Die Lichter von den geschmückten Gräbern leuchten uns entgegen, weisen den Weg durch das Grau. Sie verbinden uns ALLE –verbunden in LIEBE und Schmerz –getragen von deiner Zusage Gott: „Ich bin bei euch alle Tage. Fürchtet euch nicht!“
Ich lerne, dass es das Wichtigste ist, mit Gott in meinem Leben zu leben. Ganz und nah. In jedem Augenblick in deinem liebenden AUGENBLICKLICHT SEIN !
Das spüre ich dann, wenn ich mein Alltagsrennen bewusst stoppe, EINFACH DA BIN . So wie meine Mama am Grab.
„Bei einem Freund verweilen“, so nannte Theresa von Avila ihr inneres Beten. Mit Gott sein, in LIEBE GANZ DA SEIN….Quelle für alles, was ich brauche, meinen nächsten Schritt zu  ins Leben. Die Geschichten der Heiligen und meiner lieben Verstorbenen lehren mich: es ist ein Weg . 
Alles heiligend lieben zu lernen auf meinem Lebensweg. Das ist mein Ziel. Es braucht Zeit und Geduld mit mir und den anderen. Es ist Kampf und Einsatz und ständiges neu beginnen. Und es schenkt Freude und Kraft, weil es allen Beteiligten Liebe und Wachsen schenkt. Im Auf und Ab, JA zu meinem Leben sagen. Dir mehr trauen, Gott, als meinen Sorgengespinsten, die mich lähmen. Das lerne ich von den Heiligen gestern und heut: Sie merken das Unrecht, das gerade geschieht. Sie lassen sich nicht verlocken, die schlechten Umstände abzumildern oder gar zu beschönigen! Sie wagen für die Liebe alles zu geben, stehen auf und setzen sich ein für das, was schwach ist und Unterstützung braucht. Sie bilden es mir vor. Zeigen, was möglich ist! 
„Der Umgang mit einem Menschen, der die Welt schon kennt, trägt viel dazu bei, dass wir uns selbst erkennen. Und wenn wir sehen, dass manche Dinge, die uns unmöglich erscheinen, anderen sehr wohl möglich sind; wenn wir gewahren, wie leicht und gelassen diese es vollbringen, so ermuntert uns das sehr, und es ist, als ob wir, wenn wir sie fliegen sehen, selber zu fliegen wagten, genau wie Vogelkinder, die das Fliegen lernen.“ Theresa von Avila
Ich danke allen geliebten Geschöpfen, die mir und meiner Mitwelt Licht geschenkt haben!
Uns allen wünsche ich ein licht-verbindendes Allerheiligenfest 2020 in unseren Herzen.

Gabriela Roter-Göken

Autorin/Autor:
Kath. Hochschulseelsorgerin Gabriela Roter-Göken
Katholische Hochschulgemeinde Erlangen
01.11.2020 (Woche 44/20)