Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ich grüße Sie herzlich und wünsche Ihnen eine gesegnete und hoffnungsvolle Advents- und Weihnachtszeit. Ich denke wir alle tragen sicherlich Erwartungen in uns, die auch mit konkreten Zielen verbunden sind. Wir planen viele Dinge in unserem Leben und gehen davon aus, dass sie dann irgendwann eintreffen. Unsere Hoffnungen haben meistens mit Warten zu tun. Das betrifft unsere Beziehungen, unseren Alltag und auch das, was wir Gottvertrauen nennen. Die Zeit, während wir warten, ist aber mindestens so wichtig wie das, worauf wir warten. Das bedeutet für uns immer wieder eine Herausforderung, da wir über die Zukunft nur sehr begrenzt alleine verfügen können.
In der Adventszeit beschäftigen wir uns in besonderer Weise mit zwei wichtigen Aspekten, die für unseren Gottesglauben eine zentrale Rolle spielen. Zunächst erinnern wir uns an die Menschwerdung des Gottessohnes Jesus Christus und an sein einzigartiges Werk am Kreuz von Golgatha. Zum anderen sehen wir mit der Perspektive und Erwartung eines angekündigten Wiederkommens Jesu, am Ende der Zeiten, nach vorne. Das aber ist natürlich nicht alles.
Dazwischen leben wir und versuchen unseren Alltag entsprechend zu bewältigen. Was tun wir, wenn während der Zeit des Wartens unsere Hoffnungen enttäuscht werden? Wenn es so anders kommt als wir denken oder es jemals wollten? Es ist eine große Herausforderung, damit ehrlich umzugehen.
Bei dem Evangelisten Matthäus, Kapitel 11.3, wird uns berichtet, wie Johannes der Täufer aus dem Gefängnis heraus eine sehr wesentliche Frage an Jesus Christus stellen ließ:
„Bist du der, der kommen soll oder müssen wir auf einen anderen warten?“
Im Klartext bedeutete das für Johannes, dass er sich überhaupt nicht mehr sicher war, ob er auf den ‚richtigen‘ Jesus gesetzt oder gewartet hatte. Kennen Sie das auch? Sie investieren in jemanden, in ein Vorhaben oder Ziel, Sie setzen sich mit ganzem Herzen ein, geben alles. Doch dann kommt es so anders als gedacht. Enttäuschte Erwartungen lösen Fragen aus. Welche Fragen haben Sie vielleicht gerade an Gott in diesen Coronazeiten? Welche Fragen beschäftigen Sie im Rückblick auf ihr Leben im Jahr 2021?
„Bist du der, der kommen soll oder müssen wir auf einen anderen warten?“
Johannes war eine wichtige Persönlichkeit in Gottes Plan. Er hatte Jesus angekündigt und ihn sogar getauft. Er war mutig, charakterstark und durfte erleben, wie seine Botschaft bei sehr vielen Menschen ankam. Jesus selbst sagte über ihn, dass es keinen größeren Propheten als Johannes geben würde. Und nun? Er saß unschuldig im Gefängnis. Wie konnte Gott das bei ihm zulassen und dazu noch schweigen? Vielleicht geht es Ihnen ähnlich – weil Ihre Hoffnungen mit Blick auf diesen Jesus Christus enttäuscht oder in Zweifel gezogen wurden und Sie fragen sich:
„Bist du der, der kommen soll oder müssen wir auf einen anderen warten?“
Johannes wurde damals von Jesus herausgefordert, diese Frage mit einem vertrauensvollen „Ja“ in seinem Herzen zu beantworten. Dieses Vertrauen wünsche ich Ihnen heute, dass sie glauben können, dass Jesus Christus immer noch Herr Ihrer Situationen ist. Inmitten aller unserer berechtigten Fragen geht Gott seinen Weg mit Ihnen weiter und kommt ebenso mit seiner Welt zu seinem Ziel. So wie einst Johannes, hat er auch heute keinen von uns vergessen oder aufgegeben. Er ist und bleibt bei uns, auch wenn wir ihn nicht sehen oder nicht mehr einordnen können, was gerade alles geschieht.
Für all Ihre Situationen, die sich für Sie sinnlos, unfair und scheinbar weit weg von Gott anfühlen, möchte ich Ihnen Hoffnung machen, dennoch zu glauben: Jesus Christus ist der Richtige für Sie, ist bei Ihnen, liebt Sie und kann alle Unmöglichkeiten durch seine Gnade überwinden. Jesus Christus ist da, Ihr Warten wird eine Belohnung erfahren. Gott kam in ihm wirklich und richtig, auf uns Menschen zu. Das möchte uns die Advents und Weihnachtszeit auch in diesem Jahr 2021 verdeutlichen.
Torsten Rudzio
Autorin/Autor:
Torsten Rudzio
Pastor der EFG Erlangen
18.12.2021 (Woche 50/21)