Als Jesus wieder einmal mit seinen Jüngern umherzog, wurde er in einem Dorf von zwei Schwestern eingeladen. Die eine Schwester, war damit beschäftigt, eine gute Gastgeberin zu sein und sich intensiv um die Gäste und ihr leibliches Wohl zu kümmern. Im biblischen Text lesen wir: Martha machte sich viel Arbeit, um für das Wohl ihrer Gäste zu sorgen (Lukas 10,40). Die andere Schwester, Maria, setzte sich ganz frech zu Jesus, um seinen Worten und Gedanken zu lauschen. Zwischen den Schwestern kommt es zur Verstimmung und Martha fordert Jesus auf, Maria zum Mithelfen zu bewegen. Denn was gibt es Wichtigeres als orientalische Gastfreundschaft?
Jesus reagiert unerwartet: Martha, Martha, du bist wegen so vielem in Sorge und Unruhe, aber notwendig ist nur eines. Maria hat das Bessere gewählt, und das soll ihr nicht genommen werden (VV.41+42). Das biblische Wort für die „viele Arbeit“ könnte man auch übersetzen als »nach allen Seiten gezerrt werden«, »sich verzetteln« oder »sich von etwas verschlingen lassen«. Und plötzlich ist diese alte Geschichte ganz nah bei uns. Sie beschreibt ein verbreitetes Lebensgefühl: durch die vielen Aufgaben des Alltags, inneren und äußeren Anspruchsteller oder beruflichen Verpflichtungen, haben viele Menschen das Gefühl, sich dauernd zu verzetteln und zu oft absorbiert oder am Rande der Kapazität zu sein.
Jesus lobt Maria dafür, dass sie sich für das Eine entschieden hat. Sie hatte ein Gespür dafür, auf was es jetzt wirklich ankommt und was verzichtbar ist. Die wenigsten von uns verschwenden ihre Zeit mit Belanglosem. Fast alles, was wir tun, ist irgendwie und für irgendjemanden wichtig. Aber bekannterweise ist das Wichtige der größte Feind des Wichtigsten und das Gute der größte Feind des Besten. Das Geheimnis der Konzentration liegt in der Reduktion!
In wenigen Tagen beginnt ein neues Jahr. Wie wäre es, das Eine für 2021 zu entdecken und sich konsequent darauf zu konzentrieren? Nicht zehn neue Vorsätze, sondern die Reduktion auf eine entscheidende Sache, die wir nicht aus den Augen verlieren wollen. Vielleicht kann man ganz bewusst ein Jahresmotto formulieren, dass zur Orientierungshilfe wird und an dem sich alles andere messen muss. Als Familie lautet unser Jahresmotto 2021: »Das Leben feiern!«. Nach dem herausfordernden Jahr 2020, wollen wir ganz bewusst das Geschenk des Lebens feiern. Dieses Motto hat Auswirkungen auf alle Bereiche: wie wir Alltag und Familienleben gestalten, wie wir unsere Beziehungen pflegen, wie viele Überstunden sein dürfen oder wie unsere gemeinsamen Mahlzeiten aussehen. Wie Maria wollen wir dadurch einen Schwerpunkt setzen, der zu einer neuen Gewichtsverteilung im Alltag führt und so manches als Leichtgewicht enttarnt, das bisher behauptet hat, unverzichtbar zu sein! Ich wünsche Ihnen den Segen, dass sie das Eine für sich entdecken dürfen.
Autorin/Autor:
Pastor Martin Benz
ELIA Gemeinde Erlangen
02.01.2021 (Woche 53/20)