Menschlichkeit am Zug

Nächste Hilfe: Bahnhofsmission. In Erlangen lebt man dieses Motto bereits seit 70 Jahren.
Bildrechte © Alexander Reindl/Diakonie Erlangen

Diakonie sammelt Spenden für Bahnhofsmission und Bedürftige

ERLANGEN. 20 bis 30 Besucher*innen sind es jeden Vormittag, die sich in der Bahnhofsmission Erlangen treffen und mit einem Kaffee und Brötchen stärken. „Es kommen zahlreiche Menschen zu uns, denen ihr Geld einfach nicht mehr reicht zum Leben – darunter auch Berufstätige“, berichtet Einrichtungsleiterin Claudia Steubing. Um ihnen helfen zu können, bittet die Diakonie Erlangen unter dem Motto „Menschlichkeit am Zug“ nun Bürger*innen um Unterstützung. 

Selbst in Erlangen und der Region sind immer mehr Menschen von Armut betroffen, können sich am Ende des Monats kein Essen mehr leisten oder sind obdachlos. Armut und Not sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das merkt auch Steubing bei ihrer täglichen Arbeit. „Ein Grund ist die steigende Inflation. Besonders am Monatsende ist bei uns immer jede Menge los. Da spüren wir: Den Leuten geht das Geld aus“, erzählt sie. Unter den regelmäßigen Gästen finden sich immer mehr Jüngere. Einer von ihnen ist Hans. Er erzählt von seinem kleinen Sohn, den er regelmäßig sieht und gemeinsam mit ihm die Zeit genießt. Aber: Kinder kosten Geld. Das ist bei Hans knapp bemessen: „Das Geld reicht hinten und vorne nicht. Ich gebe viel für meinen Sohn aus, aber für mich bleibt wenig übrig. Manchmal habe ich nicht mal was zu essen“ schildert er seine Geschichte.

Inflation bringt Leben aus dem Gleichgewicht

Auch für ältere Menschen ist die Bahnhofsmission an Gleis 1 ein Zuhause auf Zeit. „Es besuchen uns beispielsweise Witwen, die mit einer kleinen Hinterbliebenenrente auskommen müssen. Oft haben sie zu wenig in die Rentenkasse einbezahlt, weil sie sich zuhause aufopferungsvoll um die Kinder gekümmert haben, während ihre Männer arbeiten gingen“, vermittelt Steubing die schwierige Situation. Manchmal genügen einige Prozentpunkte mehr auf der Inflationsskala, um ein ohnehin fragiles Leben aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Drei Festangestellte und 14 Ehrenamtliche kümmern sich in wechselnden Schichten täglich von 10 bis 13.30 Uhr um die Hilfesuchenden. Willkommen ist jede*r und wird vom Team der Bahnhofsmission nicht nur mit offenen Herzen und Armen, sondern auch einem offenen Ohr empfangen. Denn: Die Einrichtung bietet weit mehr als Kaffee, Brötchen und Obst. Sie sorgt unter anderem auch dafür, dass die Gäste sich weniger einsam fühlen: „Einsamkeit ist ein großes Thema für unsere Besucherinnen und Besucher. Viele von ihnen tun sich schwer mit sozialen Kontakten. Hier kommen sie ins Reden und sprechen über Gott und die Welt. Manche lesen sich auch gegenseitig aus der Zeitung vor – das verbindet“, freut sich die Leiterin. Zudem helfen die geschulten Mitarbeitenden im akuten Not- und Krisenfall und vermitteln Betroffene gegebenenfalls weiter, etwa in das Hilfesystem der Stadt Erlangen und zu anderen Angeboten. Dabei hilft es, dass die Bahnhofsmission sehr gut mit anderen sozialen Einrichtungen vernetzt ist und beste Kontakte pflegt. 

Niemand soll vergessen werden

Die Diakonie Erlangen leistet mit den Spenden „Erste Hilfe gegen Armut“ und unterstützt damit direkt die Menschen in der Bahnhofsmission. Das Geld dient unter anderem dem Kauf von Lebensmitteln. Aber auch die Erlanger Tafel, die Sozialberatung (KASA), die Hilfen für Menschen in Wohnungsnot sowie die Fundgrube profitieren von den Zuwendungen. Sie alle begleiten armutsbetroffene und obdachlose Menschen und stehen ihnen in Notlagen bei. Die Diakonie hilft den Betroffenen zum Beispiel mit einem Zuschuss bei der jährlichen Arzneimittelzuzahlung bei einer chronischen Krankheit oder mit der Beratung zur Aufhebung einer Stromsperre. Die Tafel verfährt nach ihrem Leitspruch „Lebensmittel retten. Menschen helfen.“ Sie erhält nicht verkaufte Waren von lokalen Geschäften und verteilt diese an Bedürftige in Erlangen und Umgebung. Auch die „Hilfen für Menschen in Wohnungsnot“ erfüllen eine wichtige Aufgabe: Sie begleiten Frauen und Männer, die in Verfügungswohnungen für Obdachlose der Stadt Erlangen untergebracht sind.

Text: Alexander Reindl

Spendenkonto:
Diakonie Erlangen
IBAN: DE46 7635 0000 0060 0258 74
BIC: BYLADEM1ERH
Sparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach
Stichwort: Armut
 

(aktualisiert 7.Nov.24)