Zusammen an Biertischen sitzen, eine Halbe oder eine Limo trinken. Miteinander reden, lachen, Spaß haben. Wie schön ist das! Das gefällt Menschen in jedem Lebensalter. Viele gehen gerne auf die Kerwa. Viele Kirchweihen fanden in diesem Jahr schon statt. Es werden über den Sommer noch weitere folgen. Fast jeder Ort hat seine eigene Kerwa. Als Franke sage ich: „Kerwa kummd vu Kerng.“ Kirchweih und Kirche hängen wortwörtlich und inhaltlich zusammen: Feste Feiern ist eine gute Tradition von Kirche. Sie schließt direkt an Jesus an. Die Bibel schildert Jesus als einen, der gerne mit den verschiedensten Leuten feiert. Er lädt sich bei schwierigen Menschen wie dem Zöllner Zachäus zum Essen ein. Er muss damit leben, dass er von seinen Gegnern als „Fresser und Weinsäufer“ bezeichnet wird. Er war jedenfalls menschlichen Genüssen durchaus zugeneigt. „Glauben ist gemeinsam feiern“, heißt ein Lied im violetten Liederbuch der Evangelischen Kirche. Es ist kein klassisches Kerwa-Lied, aber es fasst gut zusammen: Feiern gehört zum Glauben dazu.
Jede Kirchweih geht einmal zu Ende. Das ist auch gut so. Wir können ja nicht nur feiern. Es kommt auch wieder der Alltag. Die Kirche geht über die Kirchweih hinaus. Der Glaube endet nicht mit dem fröhlichen Feiern. Er wird im Alltag wichtig. Er ist eine Kraft, die wir besonders auch dann brauchen, wenn uns gerade nicht zum Feiern zumute ist: In den traurigen Stunden, in den schwierigen Zeiten, wenn Sorgen uns bedrücken. Diesen Glauben zu vermitteln, dazu ist Kirche da. Sie hat keinen Selbstzweck in sich. Sie ist für die Menschen da. Deshalb muss sie ihnen auch immer in ihrer persönlichen Situation ganz nahe sein. Das gelingt besonders gut an den Schnittstellen des Lebens wie Geburt, Jugend, Hochzeit, Bestattung durch die kirchlichen Segenshandlungen. Auch durch die Musik, die Diakonie, die Kindertagesstätten, den Religionsunterricht, die Gottesdienste undundund erreichen wir viele Menschen. Hier kann immer wieder praktisch erfahren werden, wie der Glaube eine Hilfe für mich selbst sein kann. Glaube ist nicht nur in der Krise wichtig, aber in der Krise ist der Glaube wichtig. Diese Krisen gibt es. Doch heute denken wir nicht gleich an die schwierigen Seiten des Lebens, sondern freuen uns auf die nächste Kerwa, das nächste Fest. Wir freuen uns darauf mit anderen Menschen zusammen zu sein. Wir freuen uns an diesem Leben. Manche:r denkt dann vielleicht auch an Jesus, der eben auch gerne gefeiert hat.
Oliver Schürrle, Pfarrer in Herzogenaurach
Pfarrer Oliver Schürrle
Evang. Kirchengemeinde Herzogenaurach