Steh für Deine Sache ein!

Die Frage der vergangenen Woche: Wie hältst Du es mit der Armbinde bei der WM? Eine regenbogenfarbene Armbinde, die sich gegen jede Art von Diskriminierung richtet.  Gerichtet gegen Ausgrenzung von sexuellen Minderheiten, auch gegen Rassismus und Antisemitismus. Tragen oder Nicht-Tragen? Nun, wir wissen, wie es ausging. Die Drohung, Gelbe Karten, oder gar Punktabzug reichten, dass der DFB einen Rückzieher machte. Nicht Aufregen:  Da wird uns ein Spiegel hingehalten. Es passiert oft genug: Wir erheben gerne die Stimme solidarisch. Aber viel zu oft nur da, wo es uns nicht weh tut. Plötzlich sind alle für Diversity, gegen Rassismus. Aber, was so samstags abgeht in den Stadien, oder unter der Woche im Arbeitsalltag,  bleibt davon fast unberührt. Wie viel  riskieren wir denn wirklich (noch) für unsere eigenen Werte? 
Sei nicht lau, sagt die Bibel. Steh für Deine Sache ein. (Offenbarung 3,15f)
Gestern war der internationale Tag gegen Frauengewalt. Frauen werden wegen ihres Geschlechts gefährdet, diskriminiert, unterdrückt. Wieder: Es ist einfach, gegen Frauengewalt zu sein. Trotzdem ändert sich zu wenig. Fast jeden 3. Tag kommt eine Frau in unserem Land durch Gewalt um. Fast immer häusliche Gewalt. Viele Frauen in Not haben Angst, „nur“ eine Beratungsstelle aufzusuchen. Ahnen wir überhaupt, mit welchen seelischen Verletzungen sie weiterleben. 
Hat das alles etwas mit Advent zu tun? Ja!!! Advent heißt, das wahre Licht erkennen. Nicht wir haben das Licht, egal wie viel Lichterketten wir aufhängen. Allein Gott hat das Licht, dass er uns durch seinen Sohn gegeben hat. Diese Unterscheidung klingt banal. Aber sie beschützt uns davor, uns selbst zu überschätzen. Licht und Finsternis ruhen beide in Gottes Hand, beides von ihm geschaffen. Das ist gut: So gibt es kein Dunkel, das uns von Gottes Licht trennen kann. Unsere Bestimmung ist es, Licht zu werden: für uns und andere. Wir brauchen nicht schwarzzusehen, obwohl so vieles schrecklich ist. In der ganzen Welt, in den Kirchen, in mir selbst. Wir brauchen nicht ängstlich nachzugeben, auch wenn es unbequem oder heiß wird und wir Stellung zu beziehen haben. Wir können Fehler machen, und mit den Konsequenzen umgehen. Wir hoffen gegen das faktisch Schwere, Schlimme an. Advent heißt, mutig erkennen, wo wir im Dunkel verharren. Können uns zeigen lassen, wo wir lau – oder unwahrhaftig sind. Advent heißt, wir dürfen unsere dunklen Seiten und die dunklen Felder der Welt ausleuchten lassen: Das Dunkel in uns selbst ansehen. Und Gott um sein Licht und seine Hilfe bitten. Sodass wir uns jenseits von besonderen Tagen verantwortlich fühlen für Frauen, die in Gewaltsituation geraten. Dass wir uns verantwortlich fühlen für den Irrweg, dass sich dem Geld alles zu beugen hat. Dass wir zu oft meinen, wir könnten doch nichts ändern. Advent heißt, uns anstiften lassen, dem Licht der Liebe zu folgen. Überstrahlt diese Liebe nicht mit künstlichem Licht. Lasst Euch ein, das echte Licht zu finden. Ihr seid es Gott wert, Euch finden zu lassen. Einen gesegneten ersten Advent!
Pfarrerin Susanne Gillmann, Ev.-reformierte Gemeinde Erlangen 
susanne.gillmann@hugenottenkirche.de 
 

Susanne Gillmann
Bildrechte datcol-glasow-fotografie

Pfarrerin Susanne Gillmann, Ev.-reformierte Gemeinde Erlangen